Saisonrückblick: Unvergessliche Runde endet mit dem Gewinn der Deutschen Vizemeisterschaft!

Sportler und Fans feiern die Vize-Meisterschaft 2010

Sie begann als Jubiläumssaison und endete als triumphalste Runde aller Zeiten! Nie in ihrer über 100-jährigen Vereinsgeschichte waren die Germanen erfolgreicher als in den vergangenen Monaten. Im zehnten Jahr ihrer Bundesligazugehörigkeit erreichten die Weingartener erstmals das Finale um die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft und feierten so ihr ganz persönliches "Wintermärchen".

Nachdem sie in den vorangegangenen drei Jahren jeweils im Halbfinale am 1. Luckenwalder SC gescheitert waren, wollten die Germanen endlich den Vorstoß in die Endkämpfe schaffen und stellten ein dementsprechend starkes Team zusammen. Bei einem rundum gelungenen Sponsoren- und Familienabend wenige Wochen vor Saisonbeginn wurde die mit insgesamt neun Neuzugängen verstärkte Truppe von Trainer Frank Heinzelbecker dann erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Bekanntestes Gesicht unter den Neuen war zweifellos der mehrmalige Deutsche Meister und an Bundesliga-Erfahrung eigentlich nicht zu überbietende Adam Juretzko. Als der erhoffte Glücksgriff entpuppte sich vor allem aber der aus Hallbergmoos gekommene Gergö Wöller. Der 26-jährige Ungar avancierte mit seiner sympathischen Art auf Anhieb zu einem der Publikumslieblinge und kam in 15 Saisoneinsätzen auf 13 Siege. Auch Europameister und Vize-Olympiasieger Andrej Stadnik kassierte in den ersten acht Bundesliga-Kämpfen seiner Karriere nur eine Niederlage, die jungen Lukas Höglmeier und Johannes Kessel zeigten bei ihren Premieren in der Beletage des deutschen Ringsports absolut überzeugende Leistungen. Von den bewährten Kräften stach vor allem Oleg Boikov als "Mr. Zuverlässig" heraus und verbesserte seine Bilanz für den SV Germania auf nunmehr 45 Siege in 51 Kämpfen. Hätte er sich im Finale nicht dem Aalener Peter Modos beugen müssen, wäre Boikov sogar die zweite Saison in Folge komplett ungeschlagen geblieben. Als einziger Germane ohne Niederlage blieb in dieser Runde der ungarische Superschwergewichtler Mihaly Deak-Bardos.

Oleg Boikov gegen Bengt Trageser

Mit einem klaren 25:10-Erfolg über die RWG Mömbris-Königshofen starteten die Weingartener am 29. August ihre "Mission Finale". Dass sie schon in der Gruppenphase ernst machen und sich keinesfalls mit einem zweiten, dritten oder gar vierten Tabellenplatz begnügen würden, stellten die Germanen auch bei ihren anschließenden Siegen in Neuss (18:12) und gegen den hoch eingeschätzten ASV Mainz 88 (22:12) eindrucksvoll unter Beweis. Die darauf folgende WM-Pause hinterließ bei der "Walzbach-Staffel" allerdings dann doch deutliche Spuren. Szabolcs Laszlo und Andrej Stadnik kehrten mit mehr oder weniger schweren Verletzungen aus Dänemark zurück, Gergö Wöller und Ionut Panait schienen nach den Titelkämpfen in Herning psychisch und physisch dringend einer Pause zu bedürfen. In der Bundesliga ging es aber nahtlos weiter und für viele Kritiker war das anschließende 9:24-Debakel der Germanen beim KSV Köllerbach die gerechte Quittung ihrer angeblich zu internationalen Einkaufspolitik. Im Lager des SVG ließ sich unterdessen keiner aus der Ruhe bringen, vielmehr kehrte man mit drei makellosen Siegen zurück in die Erfolgsspur. Dem 33:7 über den KSV Seeheim folgten ein 31:4 bei der RG Hausen-Zell und ein 33:7 über die RKG Freiburg. Für den anstehenden Spitzenkampf gegen den KSV Aalen 2005 schienen die Germanen nun also wieder bestens gerüstet. Trotz aller Bemühungen sollte es gegen die "Ostalbbären" am Ende aber nicht zu mehr als einem 16:16-Unentschieden reichen. Im letzten Kampf der Vorrunde trafen die Weingartener mit Ghenadie Tulbea und Sergios Solontkis dann noch einmal auf zwei alte Bekannte. Gastgeschenke wollten die Schützlinge von Trainer Frank Heinzelbecker jedoch nicht verteilen und so feierten sie einen souveränen 25:15-Erfolg beim ASV Nendingen.

Gergö Wöller gegen Geroge Bucur

Das 21:11 bei der RWG Mömbris-Königshofen zum Auftakt der Rückrunde bestätigte die Germanen dann auch gleich in ihrer Annahme, durch den Stilartwechsel keinesfalls schlechter aufgestellt zu sein. Lukas Höglmeier brillierte dabei in der 55 kg-Klasse mit einem überraschend deutlichen 3:0 über Tahir Zaidov und auch Johannes Kessel gab seinem härtesten Konkurrenten im deutschen Nationalteam, Oldrik Wagner, erneut klar das Nachsehen. Während das anschließende 28:9 über den KSK Konkordia Neuss nicht mehr als einen Pflichtsieg bedeutete, gelang den Germanen in Mainz eine wahre Galavorstellung. Mit 25:13 schickten sie die Mainzer, welche später sogar noch die Teilnahme an den Play-Offs verpassen sollten, von der Matte und sicherten sich den ersten Tabellenplatz. Der KSV Köllerbach erwies sich eine Woche später unterdessen erneut als eine Nummer zu groß für den SVG und so musste man sich dem Titelverteidiger vor heimischer Kulisse mit 15:17 geschlagen geben. Dass sie bei ihren darauf folgenden drei Kämpfen in Seeheim (29:8), gegen Hausen-Zell (29:4) und in Freiburg (33:6) auf keine allzu große Gegenwehr treffen würden, wussten die Germanen wohl schon vorher. Folglich hatten sie ihr Hauptaugenmerk auf ein weiteres Spitzenduell gelegt und wollten mit dem KSV Aalen endlich auch mal eines der ganz großen Teams schlagen. Allerdings blieben die Nordbadener auch in der Greuthalle hinter den eigenen Erwartungen zurück und unterlagen letztlich verdient mit 18:22. Zum Abschluss der Gruppenphase bezwang man den ASV Nendingen mit 27:12 und verteidigte so zumindest Rang zwei in der Bundesliga West.

Die Auslosung der Bundesliga-Endrunde 2009/10 in Weingarten

Die erneut in Weingarten durchgeführte Auslosung der Endrunde bescherte den Germanen dann zur Überraschung aller einen Weg ohne den 1. Luckenwalder SC. Während sich die Brandenburger mit dem KSV Aalen auseinander setzen mussten, trafen die Heinzelbecker-Schützlinge auf den ASV Hof. Bereits das erste Kräftemessen mit den Oberfranken konnte der SVG klar mit 29:6 für sich entscheiden, der erneute Einzug ins Halbfinale war so gut wie gesichert. Dass sich die Hofer im Rückkampf aber derartig aufgeben und nicht mal in voller Besetzung anreisen würden, hatten sich die Weingartener nicht gewünscht. Das zweite Viertelfinal-Duell ging folglich ebenfalls klar mit 27:11 an den SV Germania. Im Halbfinale traf man hingegen erneut auf den KSV Köllerbach und somit ein deutlich größeres Kaliber. In zahlreichen Stunden ehrenamtlicher Arbeit bereiteten sich die Germanen auf einen Kampf vor, wie ihn das beschauliche Weingarten zuvor definitiv noch nicht erlebt hatte. Die Online-Reservierung für Eintrittskarten schien zwischenzeitlich förmlich zu "explodieren" und die Walzbachhalle wurde für ein unvergessliches Spektakel hergerichtet. Die Mühe sollte belohnt werden und so feierten die Germanen einen in dieser Höhe absolut nicht zu erwartenden 25:10-Erfolg über den amtierenden Deutschen Mannschaftsmeister! Athleten wie Oleg Boikov oder Andrej Stadnik wuchsen an diesem Abend gerade zu über sich hinaus und der Traum vom erstmaligen Finaleinzug schien tatsächlich wahr zu werden. Dieses Polster von 15 Punkten Vorsprung ließen sich die Weingartener eine Woche später in Köllerbach nicht mehr nehmen, vielmehr gewannen sie auch dort mit 20:17 und machten den Sack endgültig zu.

Hallensportzentrum \'Im Grüner\' in Bretten beim Finale am 30.01.2010

Eine neue Ära war angebrochen. Die Zeiten, in denen das nordbadische Ringsportpublikum zu den Endkämpfen nach Schifferstadt, Köllerbach oder gar Luckenwalde reisen musste, gehörten der Vergangenheit an. Die Germanen standen im Finale und trafen dort auf ihren langjährigen Rivalen von der Ostalb, den KSV Aalen. Da für dieses gigantische Ereignis selbst die Walzbachhalle zu klein war und mehr als 2.000 Zuschauer erwartet wurden, zog man ins Hallensportzentrum Bretten um. Den Hinkampf verloren die Germanen zwar knapp mit 18:20, die Hoffnungen der SVG-Fans auf den möglichen Gewinn der Deutschen Mannschaftsmeisterschaft lebten aber weiter. Vor allem die Art und Weise, mit der sich die Weingartener bei diesem Final-Hinkampf präsentierten, zog auch die letzten Neider und Kritiker auf ihre Seite. Vom Aufbau, über das Rahmenprogramm und die Unterstützung der Zuschauer bis hin zu einer sensationellen Aufholjagd in der zweiten Hälfte war dieser Abend zweifellos das Größte, was der SV Germania bislang erlebt hat! Beim Rückkampf in der Aalener Greuthalle wurden die Germanen von sage und schreibe 500 Fans begleitet, das Wunder von der "Ostalb" sollte jedoch ausbleiben. Trotz eines couragierten Auftritts unterlagen die Weingartener am Ende mit 16:22 und mussten den Titel dem KSV Aalen 2005 überlassen.

Empfang im Turmzimmer: Der SVG darf sich in das Goldene Buch der Gemeinde Weingarten eintragen

Die Saisonabschlussparty mit fast 200 Personen im Aalener Römerhotel bewies allerdings eindrucksvoll, dass die Germanen auch mit dem zweiten Platz hochzufrieden waren. Am Sonntagabend folgte dann noch ein feierlicher Empfang im Turmzimmer des Weingartener Rathauses, verbunden mit dem ehrenvollen Eintrag ins Goldene Buch der Gemeinde. Eine mit Worten eigentlich nicht zu beschreibende und einfach nur phänomenale Saison liegt hinter uns. Erstmals in seiner über 100-jährigen Vereinsgeschichte ist der SV Germania Deutscher Vizemeister!

(lother)